Drei pragmatische Grundsätze für hilfreiches Verhalten


Eigentlich wollte ich die drei folgenden Grundsätze zunächst als solche für hilfreiche systemische Interventionen bezeichnen – jetzt hingegen möchte ich Sie Ihnen zudem als Leitlinien für die Reflexion des eigenen Verhaltens anbieten:

Grundsatz Nr. 1: Es gibt keine Probleme, bis solche sozial definiert werden

Was soll denn das nun heißen? Nun, im systemischen Denken gehen wir davon aus, dass es in der menschlichen Lebenswelt zunächst nur „Tatsachen“ gibt. Erst wenn eine solche als Problem sozial definiert wird, kann von einem Problem gesprochen werden – dabei ist es egal, von wem diese Definition stammt. Wir können also sagen, dass ein Problem eine Selbst- und/oder Fremdbeobachtungs- sowie -bewertungsleistung ist, ein Konstrukt, dass eine/n normativ bewertende/n Beobachter/in zwingend zur Voraussetzung hat.

Ein kleines Beispiel gefällig? Nehmen wir einmal an, ein Mitarbeiter macht seine Arbeit über Jahre hinweg gemäß einer bestimmten Routine und erhält dafür positives Feedback von seiner Vorgesetzten. Weit und breit kein Problem zu entdecken. Nach dem Ausscheiden dieser Führungskraft hat sein neuer Vorgesetzter andere Ansprüche an den Mitarbeiter hinsichtlich Flexibilität und Arbeitsauffassung. Es wird eine Soll-Ist-Differenz konstruiert, womit ein Problem sozial definiert wird.

Grundsatz Nr. 2: Wenn etwas funktioniert, dann mach mehr davon

Wenn etwas gut funktioniert, so sollte es gut gehegt und gepflegt werden- alo bloß nicht reparieren! Mit anderen Worten: „If something works don´t fix it.“ Wenn ich bei der Beschäftigung mit einem Problem auf Ausnahmezeiten komme, also auf Zeiten, wo etwas besser gewesen ist (und was genau da besser war), und ich in der Folge dann ausfindig mache, wie ich mich verhalten habe, dass dies möglich geworden ist – dann kann ich überlegen, wie ich das erfolgreich gezeigte Verhalten unter Berücksichtigung der nunmehrigen Kontextbedingungen wieder setzen kann.

Grundsatz Nr. 3: Wenn etwas nicht funktioniert, dann lass es sein (mach etwas Anderes)

Hat mein bisheriges Verhalten nicht zum gewünschten Erfolg geführt, so wäre es wohl wenig hilfreich, dasselbe Verhalten nochmals und nochmals und immer wieder zu zeigen. Hilfreicher wäre es, dieses Verhalten zu unterlassen – und etwas Anderes zu versuchen. Klingt selbstverständlich? Ist es aber nicht – beobachten Sie doch mal sich selbst und andere Menschen. Wie oft kommt es vor, dass ein Verhalten, das bisher nicht zum Erfolg geführt hat, mit doppelter Anstrengung noch einmal oder mehrere Male unter großem Energieaufwand an den Tag gelegt wird…


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