Monatsarchiv: September 2024

Problemdiebstahl ist ein Eigentumsdelikt – und was ist hinter dem Kahlenberg?


Heute soll uns in aller nötiger Kürze die Neutralität gegenüber Problemrekonstruktionen von Kundinnensystemen – wir könnten auch von „Veränderungsneutralität“ sprechen – beschäftigen.

Respektvoll-ambivalente Haltung gegenüber Problemrekonstruktionen

Für einen systemisch-lösungsorientierten Berater empfiehlt es sich zunächst, eine neutrale Haltung hinsichtlich einer Veränderungsnotwendigkeit einzunehmen, jedenfalls so lange, bis ihm – beim „Wiener T-A-Z-A-Modell“ anlässlich der Klärung von Themen/Thema, Anliegen („positiver Dreh“), Ziel und Auftrag – ein klarer „Veränderungsjob“ seitens der Kundschaft erteilt worden ist.

Um eine respektvoll-ambivalente Haltung gegenüber Problemrekonstruktionen zu fördern sollte offen bleiben, ob die Beraterin das Problem für etwas „Gutes“ oder „Schlechtes“ hält, ob sie es „wegbekommen“ oder seinen Erhalt fördern will. Als Regel kann hilfreich sein, dass, um Veränderungen möglichst zu verhindern oder zu erschweren, versucht werden sollte, möglichst viel Druck in Richtung der von einem selbst bevorzugten „sinnvollen“ Veränderung („Lösung“) zu machen. Dies impliziert nämlich einerseits die Inkompetenz des Kundensystems und fördert andererseits dessen Abhängigkeit vom Berater.

Wohlverstandene Berater-Verantwortung

Jegliche Beeinflussungsintention von Beraterinnen gegenüber Kundschaften hat aus meiner Sicht die Konsequenz, dass bei Nichtgelingen eine „Beraterhaftung“ greift/greifen müsste, wobei dies hier nicht unbedingt juristisch gemeint ist – vielmehr sollten sich Beraterinnen bewusst sein, dass ihnen diesfalls ein gerüttelt Maß an Verantwortung zukommt (wiewohl wir ja davon ausgehen, dass lebende Systeme regelmäßig nicht instruierbar sind).

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Das Leben kann die Hölle sein, man muss sich nur genug anstrengen


Großes Unternehmen, Gemeinschaftsküche auf der dritten Etage, es ist Montag acht Uhr morgens, sechs Kolleginnen bzw. Kollegen stehen um die Kaffeemaschine herum, müde Gesichter, gerötete Augen, lümmelnde Haltung – Sie und ich sind als unsichtbare stille Beobachter mit dabei:

Mitarbeiter 1: „Schon wieder Montag, das Wochenende war wieder einmal verdammt kurz.“ Mitarbeiterin 2: „Und heute gleich drei anstrengende Termine, na die Woche fängt ja gut an.“ Mitarbeiterin 3: „Das Schlimme ist ja, dass es nicht besser wird, morgen steht ja die Betriebsversammlung an – und nächste Woche erst!“ Mitarbeiter 4: „Ja, ich sag´s Euch, schlechter wird´s, immer schlechter und schlechter.“ Mitarbeiterin 5: „Ich hab´s läuten hören, dass es dem Unternehmen gar nicht gut gehen soll, was soll das noch werden?“ Mitarbeiter 6: „Es war ja erst in den Nachrichten, dass die Krise noch lange nicht vorbei ist, da werden wir noch alle dumm aus der Wäsche schauen.“ Mitarbeiterin 2: „Und die Lohnerhöhung fällt auch schwach aus.“ Mitarbeiter 4: „Wenn wir überhaupt eine bekommen.“ Mitarbeiter 1: „Ich sag´s Euch, uns hier trifft´s schneller als wir heute noch glauben.“ Mitarbeiterin 5: „Und immer mehr Arbeit und Stress haben wir auch, ständig wird mehr und mehr verlangt, wie sollen wir das schaffen?“ Mitarbeiterin 3: „Und habt Ihr von den jüngsten Finanzskandalen gehört – die Welt steht bestimmt nicht mehr lang…“

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