oder: „The stars we are …“ (Marc Almond)

In aller Regel wird Führung immer noch als „Leadership“ diskutiert, soll heißen als Set von Eigenschaften sowie Fähigkeiten von Individuen. Dieser Sichtweise liegt die Vorstellung von Organisationen als „Zweckerreichungsmaschinen“ zugrunde. Organisationen werden sohin als Mittel zum Erreichen extern gesetzter Ziele begründet und aufrecht erhalten, wobei Führung in diesem Denkkonstrukt die Funktion der Zielerreichungsoptimierung durch Effizienzsteigerung (im Sinne der Verbesserung der Input-Output-Relation) zukommt. Wer dafür zuständig ist?
Management-„Heroes“: Sogenannte Macher, Führer, Befehlshaber, die mit der Führung betraut werden und auf Basis besonderer Leadership-Fähigkeiten (insbesondere „Charisma“) als dazu geeignet erscheinen, Organisationen maßgeblich in Richtung Zielerreichung zu lenken, Human Resources durch „starke Ansagen“ zu mobilisieren, zu motivieren und mitzureißen.
Die Folge ist die Etikettierung von Führungskräften als „Stars“, als „Heroen des Managements“. Es geht darum, alles im Griff zu haben und unter Kontrolle zu halten, bei Erfolg sowie Versagen geht es dann stets um das Vermögen bzw. Verschulden von einzelnen Individuen – ein trefflicher Boden für Omnipotenzphantasien.
Dirk Baecker meint dazu: „Held ist, wer entweder beeindruckend triumphiert oder großartig scheitert. Im Theater spricht man von der notwendigen >Fallhöhe< des dramatischen Helden. Alle anderen sind bloße Beobachter, Zuschauer, die dem Weltenlauf nichts hinzuzufügen haben.“
Das Trivialmaschinenmodell
Grundlegend für diese Wirklichkeitskonstruktion ist die Betrachtung von Organisationen als „triviale Maschinen“ (Heinz von Foerster), die gemäß den Prämissen Überschaubarkeit, Nachvollziehbarkeit, Kausalität sowie Steuerbarkeit funktionieren und keine Zwischenzustände kennen. „Maschinenlogik“ findet als Input-Transformation-Output-Sequenz statt. Charakteristika eines mechanistischen Weltbilds in Stichworten: Eine Wahrheit, Objektivität; Eindeutigkeit von richtig-falsch, schuldig-unschuldig, usw.; (Fremd-)Steuerung; Kausalität (wenn-dann); linearer Fortschritt; formale Logik, Widerspruchsfreiheit; harte Fakten und rationale Beziehungen; Führende und Geführte; Instruktion, Anordnung, Befehl, Lernen durch „trial and error“.
Dilemma des heroischen Zeitalters
Es ist evident, dass sich solche Beschreibungen nicht leicht aufrechterhalten lassen, und dennoch haben sie als „(Selbst-)Illusionierungen“ weiterhin Konjunktur. Baecker weiter: „Das Dilemma dessen, was man auch das heroische Zeitalter des Managements nennen könnte, ließe sich so beschreiben: die Komplexität, Ungewissheit und Unlösbarkeit der Probleme, die man heldenhaft beherrschbar gemacht hat, kehrt nun innerhalb der Organisation selbst (oder, wenn man so will, innerhalb der dramatis personae) wieder zurück.“
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