Archiv der Kategorie: Coaching-Tools

Problemzentrierte Fragen oder: Wer das Scheunentor weit aufmacht…


…darf sich bekanntlich nicht wundern, wenn jemand den Traktor direkt hinein steuert. Und wer Einladungen ausspricht? Nun, der darf nicht ungehalten sein, wenn diese auch angenommen werden. „Ja klar – und weiter?“ höre ich Sie gerade denken. Vielleicht kann ich Ihnen ein paar Beispiele nennen, um das oben Geschriebene zu erhellen, denn manchmal kommen Einladungen nicht ganz so explizit daher, kommt das Offensichtliche verkleidet und mit Tarnkappe bei der Tür herein, ist der Einladenden ihr Tun selbst nicht ganz klar…

Beispiel 1: „Seit wann hast Du das Problem schon?“
Folgenden Wortwechsel durfte ich am Rande einer Konferenz erlauschen: Konferenzteilnehmer A: „… und seit wann hast Du das Problem schon?“. Konferenzteilnehmerin B: „Nun, da muss ich weiter ausholen – alles begann im Jahr 1991, als…“. Gut eine Viertelstunde später unterbricht A den unaufhörlichen Redefluss von B nach vier wirkungslosen Versuchen schlussendlich erfolgreich und meint – bevor er sich abwendet und das Weite sucht: „Du ziehst mich ja hinunter mit Deinen Erzählungen, Du musst schon zukunftsorientiert denken – sonst wird das nichts!“.

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Fragen nach Ausnahmen oder: Impulse, die den Fokus der Kundenaufmerksamkeit auf Lösungsmöglichkeiten richten könnten



Die „richtigen“ Fragen?

Wenn wir Coaches im Rahmen einer systemisch-lösungsorientierten Beratung Fragen stellen bzw. andere Interventionen setzen, dann intendieren wir dabei nicht etwa das Auffinden der „richtigen“ Frage, denn das wäre auf Basis unseres systemischen Erkenntnishorizonts einerseits unmöglich/größenwahnsinnig und andererseits genau deshalb eine unangemessene Überforderung der Beraterin, weil nicht in deren Einflussbereich.

Unsere Intention ist „nur“, das Gegenüber angemessen zu „verstören“, d. h. auf Grundlage einer wertschätzend – im Moment des Fragens absichtslosen – aufmerksamen respektvollen Haltung einen Impuls auszusenden, der von der Kundin als anschlussfähig – also das Erreichte anerkennend und neuartig zugleich – erlebt werden kann und für diese womöglich eine „Information“ im Sinne von Gregory Bateson ausmacht, also einen „Unterschied, der einen Unterschied macht“.

Fragen nach Ausnahmen

Fragen nach Ausnahmen sind für Kunden besonders dann gut anschlussfähig, wenn diese bereits Hinweise auf Zeiten gegeben haben, „wo etwas besser war“ bzw. wenn „störungsfreie“ Zeiten erwähnt wurden. Ausnahmezeiten können aber auch von der Beraterin herbeigefragt werden, etwa: „Wann in den letzten Wochen bzw. Monaten gab es denn Zeiten, in denen das Problem nicht oder weniger stark/oft aufgetreten ist?“.

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Das Gewissen als systemisches Gleichgewichtsorgan – Teil 2


Zum 1. Teil des Beitrags

Das Gewissen als Konstruktionsleistung

Diese Regeln und Normen sind nicht objektiv gegeben, es sind vielmehr Konstruktionen, die der/die Einzelne wahrzunehmen meint, die er bzw. sie subjektiv für die Wirklichkeit hält. Für das menschliche Gewissen sind also Normen und Regeln ausschlaggebend, die der/die Einzelne zu seinen bzw. ihren „gemacht“ hat, die er/sie verinnerlicht hat – diese werden sich von etwa geschriebenen „objektiven“ Regeln/Normen unterscheiden, welche demnach nur Umweltanregungen für ihn/sie darstellen. Das autonome System „Mensch“ entscheidet selbst darüber, wie es das Regel-Set konstruiert und die Umweltanregungen unterschiedlicher Umweltsysteme zu einem einzigartigen „Gewissen“ kombiniert.

Die Stärke der Bindung

Wovon hängt die Stärke der Loyalitäts- und Gewissensbindung ab? Als Faktoren können etwa wie folgt identifiziert werden: Der Grad der erlebten Abhängigkeit von dem betreffenden Zugehörigkeitssystem, der Grad der Identifikation mit den Regeln und Normen desselben, das Ausmaß der erlebten Aufwertung durch die Mitgliedschaft zum betreffenden System, die Intensität der Beziehungen zwischen den Systemmitgliedern, die Identifikation mit den System-Zielen, usw.

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Kaum Unterschiede? Dann ´rauf mit der Komplexität!


Werden in sozialen Systemen kaum Unterschiede gemacht so sei der\dem BeraterIn im Sinne der Beratungsleitlinie „Reiz des Gegenteils“ eine Erhöhung der Komplexität mittels Fragestellungen, die in Richtung Unterschiedsbildung, Verflüssigung von Eigenschaften sowie Hinterfragen lähmender Gewissheiten gehen, empfohlen. Erkennen lassen sich solche Systeme (hier am Beispiel eines Unternehmens) etwa an generalisierenden Aussagen wie etwa „alle Marketingleute sind exaltiert“, „nie lässt einen die erste Führungsebene zu Wort kommen“, „mein Chef war schon immer rücksichtslos“, usw. Weiterlesen

Zirkuläre Fragen im Coaching


Zirkuläre Fragestellungen erweisen sich häufig als hochwirksame (und etwa bei der Arbeit mit Systembrett als unentbehrliche) systemische Interventionen – sowohl im Einzel- als auch im Teamcoaching. Zirkuläres Fragen möchte ich an dieser Stelle definieren als „spezifisches Frageverhalten, welches nie direkt ist, sondern eine Außenperspektive erfragt, die dazu geeignet sein kann, neue Sichtweisen in einen Beziehungskontext einzuführen“. Zirkuläre Fragen können unter anderem dazu dienlich sein, Informationen über den Kommunikationskontext zu sammeln, Ideen für alternative Deutungsmuster und Verhaltensoptionen zu ermöglichen, Perspektivenwechsel anzuregen, herkömmliches Denken in Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen infrage zu stellen, usw. Weiterlesen

Zweitbeste Anliegen oder: Erarbeitung der zu einem Thema zweitbesten Vorstellung\en in Zukunft im Coaching


Als essenzielle Basis für meine folgenden Ausführungen sind die Überlegungen von Gunther Schmidt zu „Sehnsuchtszielen“ zu nennen – von ihm durfte ich bereits sehr viel lernen…


Anliegen, deren Erreichen völlig oder weitgehend außerhalb des Einflussbereichs der Kundschaft liegen

Systemisch-lösungsorientiertes Coaching nach dem „Wiener T-A-Z-A-Modell“ folgt der Struktur, dass die Kundin\der Kunde auf Nachfragen seitens des\der Coach ihre\seine Themen benennt und in der Folge eines davon (jedenfalls ein Thema im beruflichen Kontext) zur Bearbeitung auswählt. Sodann wird durch den\die Coach die bestmögliche Vorstellung zu diesem Thema in Zukunft – Anliegen genannt – erfragt. Wesentlich ist in diesem Zusammenhang das Hinterfragen, wieweit sich das Erreichen dieses Anliegens im eigenen Einflussbereich der Kundin\des Kunden befindet. In der Folge werden von Kundschaft und Coach ein Ziel im Sinne der SMART-Kriterien für das Gespräch entwickelt und dem\der Coach ein operabler Auftrag\operable Aufträge erteilt. So weit so gut… Weiterlesen

Die Führungskraft als PsychotherapeutIn?


Im Rahmen des ersten Moduls des Praxislehrgangs „Coaching als Führungsstil“ hat vor kurzer Zeit eine Nachwuchsführungskraft eingebracht, dass lösungsorientierte Fragestellungen wie etwa „Was könnten Sie tun, um einen ersten Schritt in Richtung einer kleinen Verbesserung getan zu haben?“, „Was soll jedenfalls bleiben wie es ist, weil es gut ist wie es ist?“, etc. doch „sehr therapeutisch daher kommen und womöglich die MitarbeiterInnen überfordern bzw. massiv irritieren.“ Weiterlesen

Ressourcenorientierte Bewältigungsfragen im Coaching


Neben Fragen nach Ausnahmen (vgl. den Blogbeitrag „Fragen nach Ausnahmen oder: Impulse, die den Fokus der KundInnen-Aufmerksamkeit auf den Lösungskontext richten mögen“) bezeichne ich ressourcenorientierte Bewältigungsfragen sehr gerne als potenzielle „Königswege“ im Coaching. Diese sollen die KundInnensysteme dabei unterstützen, ihre vorhandenen Ressourcen und Kompetenzen zu erschließen, damit sie in der Folge über sie verfügen und diese hilfreich nutzen können. Weiterlesen