Im Anschluss an die überaus empfehlenswerte Publikation „Ideologiemaschinen“ legt der an der Universität Luxemburg lehrende Philosoph Harry Lehmann (*1965) nunmehr mit „Kunst – Liebe – Religion: Theorie der Humanmedien“ ein bemerkenswertes Buch vor, welches ich ebenfalls uneingeschränkt jeder bzw. jedem Interessierten an Hirn und Herz legen möchte.
Lehmann folgt Luhmann und weist über diesen hinaus
Schon seit gut zwei Jahrzehnten beschäftigt sich Harry Lehmann mit den „blinden Flecken“ der soziologischen Systemtheorie Luhmann´scher Prägung. Der guten Ordnung halber sei angemerkt, dass es sich hierbei um Flecken handelt, die schon Niklas Luhmann (1927-1998) selbst an diversen Stellen seines monumentalen Werks gekennzeichnet, ja als Abweichungen von seiner Theorie „ausgeflaggt“ hat, indem er beispielsweise dem Kunstsystem eine „schwache Systembildungsfähigkeit“ bescheinigte. Dabei ist es dann aber auch geblieben.
Kurz und bündig: Gesellschaftsstrukturelle funktionale Differenzierung
Im Rahmen einer Buchrezension kann zur neueren soziologischen Systemtheorie, wie sie maßgeblich von Niklas Luhmann entwickelt worden ist, nur ganz Grundsätzliches ausgeführt werden: Nach Luhmann ist Gesellschaft die Summe aller menschlichen Kommunikationen. Sie ist strukturiert durch unterschiedliche Kommunikationsmedien, welche spezielle Funktionen haben, um gesellschaftliche Probleme zu lösen. In der Moderne bilden sich somit symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien aus, welche soziale Systeme steuern und gesellschaftliche Subsysteme (etwa das Rechtssystem, das politische System, das ökonomische System, usw.) schaffen. Innerhalb dieser folgen Kommunikationen einem bestimmten binären Code.
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