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Umwege können die Ortskenntnis erhöhen…


Heute habe ich es wieder einmal geschafft, mir einen Umweg zu gönnen – unfreiwillig, das gebe ich gerne zu: Auf dem Weg von einem gemeinsamen Frühstück mit einem lieben Freund wollte ich noch rasch in ein Sportgeschäft, um nach neuen Laufschuhen Ausschau zu halten (meine derzeitigen sind schon eine Zumutung für meine Füße). Zu meinem großen Ärger stand „Wegen Inventur heute geschlossen“ an der Tür. Und dann bin ich – keine Ahnung wie – in ein Geflecht von kleinen Gassen gekommen, wollte dann auch nicht umkehren und ging so etwa in der Richtung der von mir benötigten Straßenbahnhaltestelle weiter.

Was soll ich sagen: Der zusätzliche Zeitaufwand – richtiger die zusätzliche zeitliche Investition – hat in etwa 45 Minuten betragen. Vielleicht schütteln Sie jetzt den Kopf und halten mich für einen verwirrten Kerl. Doch kommen wir zur Umwegrentabilität (was für ein feines Wort in diesem Zusammenhang): Ich habe nämlich aufgrund meines Umwegs ein kleines Antiquariat entdeckt und dort überaus günstig eine Ausgabe von Martin Bubers Werk „Das dialogische Prinzip“ aus dem Jahr 1973 erstanden, ein kleines Geschäft mit originellen Postkarten in der Auslage (leider wegen Sommerferien geschlossen) aufgespürt und einen hervorragenden Espresso in einem mir bis dato unbekannten Cafe genossen.

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„Die Geister, die ich rief“


„Und sie laufen! Nass und nässer wird’s im Saal und auf den Stufen, welch entsetzliches Gewässer! Herr und Meister, hör mich rufen! Ach, da kommt der Meister. Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los!“

Wer kennt sie nicht, Goethes Geschichte vom Zauberlehrling, der den Besen verhext und ausschickt, um Wasser vom Fluss zu holen. Doch er vergisst das Zauberwort, um den Besen wieder zu stoppen – und das Unheil nimmt seinen Lauf.

Als solch ein Zauberlehrling stellt sich aktuell beispielsweise „Facebook“, eines der weltweit einflussreichsten Unternehmen der Gegenwart, dar. Dessen große Popularität basiert auf dem Netzwerkeffekt: Der Vorteil für jede Nutzerin und jeden Nutzer, Teil eines Netzwerks zu sein, wächst mit der Anzahl der Nutzerinnen und Nutzern desselben. Gleiches gilt für den Nachteil, wenn man nicht dabei ist. Und je öfter man Facebook nutzt, desto zuverlässiger erfolgt ebendort das „Bespieltwerden“ mit Nachrichten, Werbung, usw. jener Art, die man bislang bereits nachgefragt bzw. goutiert hat. Die Algorithmen, die da am Werk sind, stellen sukzessive sicher, dass – wie es so schön im „Produktquadranten“ des Marketing-Mix-Konzepts heißt – vielversprechende homogene Zielgruppen ausgemacht werden können. Und solche sind ja die Voraussetzung für jedes professionelle Produktmanagement. Weiterlesen