Eigentlich wollte ich die drei folgenden Grundsätze zunächst als solche für hilfreiche systemische Interventionen bezeichnen – jetzt hingegen möchte ich Sie Ihnen zudem als Leitlinien für die Reflexion des eigenen Verhaltens anbieten:
Grundsatz Nr. 1: Es gibt keine Probleme, bis solche sozial definiert werden
Was soll denn das nun heißen? Nun, im systemischen Denken gehen wir davon aus, dass es in der menschlichen Lebenswelt zunächst nur „Tatsachen“ gibt. Erst wenn eine solche als Problem sozial definiert wird, kann von einem Problem gesprochen werden – dabei ist es egal, von wem diese Definition stammt. Wir können also sagen, dass ein Problem eine Selbst- und/oder Fremdbeobachtungs- sowie -bewertungsleistung ist, ein Konstrukt, dass eine/n normativ bewertende/n Beobachter/in zwingend zur Voraussetzung hat.
Ein kleines Beispiel gefällig? Nehmen wir einmal an, ein Mitarbeiter macht seine Arbeit über Jahre hinweg gemäß einer bestimmten Routine und erhält dafür positives Feedback von seiner Vorgesetzten. Weit und breit kein Problem zu entdecken. Nach dem Ausscheiden dieser Führungskraft hat sein neuer Vorgesetzter andere Ansprüche an den Mitarbeiter hinsichtlich Flexibilität und Arbeitsauffassung. Es wird eine Soll-Ist-Differenz konstruiert, womit ein Problem sozial definiert wird.